Galgenbucktunnel – Einfluss auf die Luftqualität in Neuhausen am Rheinfall
Am 6. Dezember 2019 wurde in Schaffhausen der Galgenbucktunnel nach achtjähriger Bauzeit eröffnet. Der neue Tunnel soll zu einer Verkehrsentlastung in Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall führen. Den Einfluss der neuen Strasse und der erwarteten Verkehrsverlagerung auf die Luftqualität hat OSTLUFT im Auftrag vom ASTRA über mehrere Jahre untersucht.
Bericht
Verkehrsentlastung rascher nachweisbar als Veränderung der Luftqualität
Der 1'138 Meter lange Tunnel entlastet die Gemeinde Neuhausen am Rheinfall vom Durchgangsverkehr und soll die Funktionstüchtigkeit des A4-Anschlusses Schaffhausen Süd sichern. Bereits nach fünf Monaten zeigen sich deutliche Verkehrsabnahmen zwischen 44 und 55 Prozent auf den Durchgangsstrassen, die durch den neuen Tunnel entlastet wurden, wie das Baudepartement Schaffhausen in seiner Medienmitteilung am 20. April 2020 berichtete.
Um Veränderungen in der Luftbelastung festzustellen, sind längere Messreihen notwendig. Neben dem Verkehrsaufkommen spielen verschiedene Umweltfaktoren eine Rolle, insbesondere die Saisonalität und die Witterung. In den Jahren 2020 und 2021 stand das allgemeine Verkehrsaufkommen auch unter dem Einfluss der Corona-Massnahmen. Deshalb sind breite Vergleiche zwischen den Schadstoffen, Zeitverläufen und anderen Messorten notwendig. Hilfreich ist dabei ein Kollektiv langjähriger Messreihen von unterschiedlichen Standorttypen. Dies steht OSTLUFT dank seines Messkonzeptes zur Verfügung. Im Raum Schaffhausen hat OSTLUFT vor und nach der Tunneleröffnung Messstandorte betrieben. Diese mussten aufgrund der Bautätigkeit und anderer Faktoren mehrmals verschoben werden. Dies erschwerte einerseits die Auswertung, andererseits konnten die räumlichen Gegebenheiten besser abgebildet werden. Diesem Zweck diente auch das umfangreiche Netz mit NO2-Passivsammlern in Neuhausen am Rheinfall und Schaffhausen.
Deutliche Entlastung der NO2-Belastung
Am Messstandort Schaffhauserstrasse in Neuhausen am Rheinfall lag die NO2-Belastung 2019 bei 28 µg/m3 und sank 2020 auf 20 µg/m3. Damit liegt die NO2-Belastung deutlich unter dem Jahresmittel-Grenzwert von 30 µg/m3. Die Abnahme zwischen den beiden Jahren ist mit 8 µg/m3 beziehungsweise fast 30 Prozent viel grösser als an den anderen vergleichbaren Standorten im OSTLUFT Gebiet im gleichen Zeitraum. Mindestens die Hälfte des Rückganges kann dabei auf die Tunneleröffnung zurückgeführt werden. Der Effekt der Tunneleröffnung zeigt sich auch im NO2-Passivsammlermessnetz im Gebiet von Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall. So sanken die NO2-Jahresmittelwerte an den durch den Galgenbucktunnel wenig betroffenen Gebieten zwischen 2015 und 2020 um rund 20 bis 30 Prozent, an den durch Tunnel entlasteten Standorten hingegen um bis zu 40 Prozent. Im Jahr 2021 blieben die Konzentrationen etwa auf dem Vorjahresniveau. Für die Messstandorte Neuhausen am Rheinfall Klettgauerstrasse 16, Klettgauerstrasse 60 und Schaffhauserstrasse 71 werden 15 Prozent Belastungsrückgang der Tunneleröffnung zugeschrieben.
Tunnel-Einfluss auf Russ und Feinstaub unterscheiden sich
Die Russbelastung am Messstandort Schaffhauserstrasse zeigt ein vergleichbares Bild wie NO2 und verringerte sich zwischen 2019 und 2020 um rund 25 Prozent. Dies ist wiederum deutlich mehr als an den Vergleichsstandorten im OSTLUFT-Gebiet mit einer Reduktion von fünf bis zehn Prozent. Beim Feinstaub PM10 wurde jedoch keine vergleichbare Reduktion festgestellt. PM10 zeigt ein grossräumigeres Belastungsmuster, in dem lokale Quellen weniger stark auffallen.
Fazit
Die Ergebnisse der langjährigen Luftuntersuchungen zeigen, dass sich durch die Verkehrsumlagerung auch die Luftbelastung entlang der bisher stark belasteten Strassenzüge im Raum Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall verbessert hat.