Geringere Stickoxidbelastung während des Lockdowns im Frühling 2020

Die vom Bundesrat beschlossenen Corona-Massnahmen während des ersten Lockdowns zwischen dem 16. März und 26. April 2020 machten sich in allen Bereichen des öffentlichen Lebens bemerkbar. So führten die Einschränkungen zur Reduktion des Verkehrsaufkommens auf den Strassen und damit verbunden zu einer Abnahme der Stickoxid (NOx)-Belastung in der Luft.

Während des Lockdowns waren rund 20 bis 50 Prozent weniger Fahrzeuge unterwegs als im Vorjahr. An der Rosengartenstrasse in Zürich nahm der Verkehr unter der Woche um rund 20 Prozent, und an den Wochenenden um rund 40 Prozent ab. Auf den Geschäftsverkehr hatte der Lockdown mit einem Rückgang von 13 Prozent nur einen geringen Einfluss. Beim Privatverkehr hingegen waren deutlichere Rückgänge feststellbar. So nahmen der Arbeitsverkehr, der Freizeitverkehr sowie auch der Einkaufsverkehr nach Ankündigung des Lockdowns markant ab. Durch das vermehrte Arbeiten im Home-Office waren nur noch rund halb so viele Pendler unterwegs wie vor der Pandemie und der Arbeitsverkehr hatte deutlich abgenommen. Noch eindrücklicher war der Rückgang beim Freizeitverkehr, der sich innerhalb von nur zwei Wochen halbierte. Auch für den Einkauf legte die Schweizer Bevölkerung deutlich geringere Distanzen zurück. Der klare Unterschied zwischen dem Verkehrsaufkommen vor und während des Lockdowns zeigt, dass die Bevölkerung dem Aufruf des Bundesrates, zuhause zu bleiben, Folge geleistet hat. Mit Beginn der Lockerungen ab Mai 2020 nahm der Freizeitverkehr wieder stark zu und erreichte zeitweise Werte, welche höher waren als im Jahr 2019.

Die massive Reduktion des Verkehrsaufkommens hatte Auswirkungen auf die NOx-Belastung in der Luft. Insbesondere in städtischen Gebieten waren die Unterschiede erheblich. So lagen die NOx-Belastungen an den urban geprägten Messstationen des NABEL-Messnetzes nach Einführung des Lockdowns um rund 20 bis 40 Prozent unter dem zu erwartenden Wert. Die NOx-Belastung nahm beispielsweise an den OSTLUFT-Messstationen Rosengartenstrasse in Zürich und in Chur an der A13 um rund 50 Prozent ab.

Die Abnahme der NOx-Belastungen zeigen deutlich, dass der Lockdown im Frühling 2020 einen positiven Effekt auf die Luftqualität hatte. Umgekehrt spielte aber auch die Luftqualität eine indirekte Rolle in der Corona-Pandemie. Dank der erfolgreichen Luftreinhaltepolitik der Schweiz ist der Anteil Menschen, die zur Corona-Risikogruppe (u.a. Erwachsene mit Vorerkrankungen) gehören, kleiner als wenn die Luftverschmutzung auf dem Stand der 1980er oder 1990er Jahre geblieben wäre.

Im Frühling 2020 kam die Vermutung auf, dass ein Zusammenhang zwischen der hohen Zahl an Corona-Toten in Norditalien und China, und der dort besonders starken Luftverschmutzung besteht. Diese Hypothese ist plausibel, da Menschen in Gebieten mit hoher Luftschadstoffbelastung anfälliger auf Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen sind. Da Luftschadstoffe die gleichen Gewebe schädigen wie das Corona-Virus, scheint es naheliegend, dass in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung grundsätzlich schwerere Verläufe auftreten müssten. Das würde neben einem höheren Anteil der Bevölkerung in der Risikogruppe auch darin resultieren, dass mehr oder weniger gesunde Menschen durchschnittlich einen schwereren Verlauf zu erwarten hätten. Forschende haben abgeschätzt, dass ein Viertel der Corona-Todesfälle in Deutschland in Zusammenhang mit langfristig erhöhten Feinstaubkonzentrationen stehen könnte. Studien aus China, Italien und den USA legen zudem nahe, dass ein Zusammenhang zwischen der Luftschadstoffbelastung und der Anzahl Infektionen besteht. Eine stärkere Verbreitung des Corona-Virus bei hoher Feinstaubbelastung durch die Aussenluft ist jedoch nach heutigem Stand des Wissens vernachlässigbar. Das Corona-Virus kann zwar mehrere Stunden an Feinstaubpartikeln gebunden überleben, es ist jedoch in der Aussenluft aufgrund des Verdünnungseffekts nicht in genügend hoher Konzentration für eine Infektion vorhanden. Um eindeutige Zusammenhänge nachzuweisen, sind jedoch weitere Untersuchungen nötig.

Während der Corona-Pandemie ist ersichtlich geworden, dass sich die Bemühungen im Bereich der Luftreinhaltung ausgezahlt haben und sich Investitionen in die Verbesserung der Luftqualität auch in Zukunft lohnen werden.

Entwicklung der täglichen Verkehrszahlen (DTV) auf der Rosengartenstrasse in Zürich mit Bezug zu den verschiedenen Covid-Phasen

[Fahrzeuge/Tag]

Der Wochenverlauf zeigt auch deutliche tiefere Verkehrsbelastungen an den Wochenende gegenüber den Werktagen.

Veränderung der NOx-Belastung im Wochenmittel [µg/m3] vor und nach dem Lockdown unter Berücksichtigung des Witterungseinflusses für verschiedene NABEL-Standorte

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